Junge Union im Dialog mit dem Paritätischen: Nur liberale Gesinnung?

Thomas Kaumanns, jugend- und sozialpolitischer Sprecher der Jungen Union Neuss, und Karl Boland, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands im Rhein-Kreis Neuss, kamen kürzlich zu einem Gedankenaustausch zusammen. Anlass für dieses Gespräch war eine Interviewäußerung Bolands. Er hatte kritisiert, die jüngeren Politiker hätten heutzutage in der Regel einen liberalen Hintergrund im Kopf und würden oftmals nicht wahrhaben wollen, dass bestimmte Gruppen unterstützt werden müssten.

Demzufolge stand neben dem gegenseitigen Kennenlernen die Diskussion über die These Bolands im Mittelpunkt dieses Gesprächs. Boland kritisierte, vor allem in der Schule würde wirtschaftsliberales Gedankengut als Tatsachen transportiert, beispielsweise in Börsen-AGs und Wirtschaftsplanspielen. Daraus ergebe sich das Risiko, dass Schülerinnen und Schüler viele Sachverhalte zu statisch anhand von Theorien zu beurteilen lernen, nicht aber anhand von praktischen Alltags- und Lebenserfahrungen. Demgegenüber kämen in der Schule soziale Themen wie Familienpolitik, Gesundheitsverhalten und Armut häufig zu kurz.

Kaumanns konnte zwar einerseits die Gedanken Bolands nachvollziehen, andererseits aber auch darauf verweisen, dass gerade in der Jungen Union Neuss viele Aktive einen kirchlichen Hintergrund haben und daher auch soziale Belange im Blick haben. Und zur Arbeit in der Jungen Union gehöre es auch, mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben, ihre Bedürfnisse zu erfragen und danach Politik zu gestalten.
Einig war er sich mit Boland aber darin, dass vor allem in der Schule nicht nur das Leistungsprinzip gelten oder vermittelt werden dürfe. Auch das soziale Umfeld müsse angemessen als Lern- und Erfahrungsraum berücksichtigt werden. Alltagskompetenzen wie zum Beispiel Kochen, gesunde Ernährung und verantwortungsvolles Verbraucherverhalten müssten verstärkt vermittelt werden. Dies sei eine ganz wichtige Grundlage, um jungen Menschen ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben in einer zunehmend unübersichtlichen Gesellschaft zu ermöglichen. „Gerade in Zeiten, in denen es für viele Familien schwieriger wird, Kenntnisse und Fähigkeiten für das alltägliche Leben zu vermitteln, müssen Schule und Jugendhilfe unterstützend einspringen. Dabei haben die Wohlfahrtsverbände eine besondere Bedeutung“, so Kaumanns.

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