Defibrillatoren für ganz Neuss

Foto: NGZ, L. Berns

Der Hauptausschuss hat gestern beschlossen, lebensrettende Defibrillatoren an Orten einzusetzen, an denen sich viele Menschen aufhalten. Außerhalb der Verwaltung will eine Firma diese Geräte sponsern.

Neuss In der Stadt soll es schon bald an stark frequentierten Stellen halbautomatische, selbsterklärende Defibrillatoren (AED) geben. Der Hauptausschuss fasste gestern Abend auf Antrag der CDU einen entsprechenden Beschluss, der mit großer Mehrheit angenommen wurde. Nur die Grünen stimmten dagegen. Ihrer Ansicht nach sei geschultes Personal zur Bedienung notwendig, dass im öffentlichen Raum nicht vorhanden sei.

Seit gut zwei Wochen gibt es in der Marienkirche einen solchen Defibrillator. Dafür hat Dr. Wilhelm Jansen, Mitglied des Pfarrgemeinderates, mit Hilfe von Spendengeldern gesorgt. Es war ein Schlüsselerlebnis, das ihn dazu veranlasste: Während einer Morgenmesse in St. Marien musste Jansen, Kardiologe und Oberarzt am Dominikus-Krankenhaus in Düsseldorf, einen Besucher wiederbeleben, der wegen Kammerflimmerns umgefallen war. „Der Notarzt behandelte ihn mit einem Defibrillator weiter.“ Der Mann starb später. Vielleicht hätte ein umgehender Einsatz eines „Defibri“ sein Leben gerettet.

Weil in solchen Fällen oft Minuten für das Überleben entscheidend sind, plädiert die CDU dafür, an geeigneten Standorten dieses AED aufzustellen. „An Orten mit einem hohen Publikumsverkehr“, sagt Stadtverordneter Thomas Kaumanns, Mitinitiator dieses Vorhabens. Das können Sportanlagen, Versammlungsstätten, Verwaltungsgebäude, also Bereiche mit hohem Publikumsverkehr sein. Im Bürgeramt gibt es seit rund zwei Jahren ein solches Gerät, ebenso in der Sporthalle Allerheiligen. Zum Einsatz gekommen sind sie dort ebenso wenig wie in der Volksbank-Hauptstelle an der Zollstraße. Die Umsetzung soll weitgehend über eine Firma erfolgen, die sich auf Sozialsponsoring spezialisiert hat. Allerdings außerhalb der öffentlichen Verwaltung. Die Rathausverwaltung kann der Firma Sozius Fortis Kempen bei der Suche nach einem geeigneten Standort behilflich sein. Die SPD sieht den Einzelhandel, die Händlergemeinschaft ZIN und Neuss Marketing aufgefordert, sich diesem Thema zu widmen.

In der Diskussion in der Arbeitsgruppe Rettungswesen vor zwei Monaten hatte Dr. Klaus Reinartz aus dem Lukaskrankenhaus erklärt, dass die neuesten Richtlinien besagen, zunächst mit einer Herzmassage einzugreifen und erst dann zu defibrillieren. Dies bedeute aber nicht, dass es nicht sinnvoll sei, diese Geräte vorzuhalten. Mediziner Jansen hält viel von diesen Geräten: „Sie sind narrensicher und erklären sich, mit Unterstützung von Bildern, selbst.“ Viel falsch machen könne man laut Jansen nicht: „Es muss der Brustkorb freigelegt und die Klebeelektroden angelegt werden. Nur wenn das Gerät Kammerflimmern erkennt, gibt es Stromstöße ab.“

Quelle: Neuss-Grevebroicher Zeitung, 25. März 2011; Foto: L. Berns

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