Wie ein Schütze sich auf das schönste Fest im Jahr vorbereitet

Wenn eine Stadt viereinhalb Tage lang auf den Beinen ist und ein großes Fest feiert, ja beinahe im Freudenrausch versinkt, dann bedarf dies guter Vorbereitungen. Die Verantwortlichen des Schützenvereins und der Stadtverwaltung arbeiten schon Wochen und Monate vorher daran, einen reibungslosen Ablauf des Schützenfestes zu gewährleisten. Spätestens mit den Ehrenabenden fangen aber auch bei den Schützen die ersten Vorbereitungen an. Manche davon sind in der Sache notwendig, andere sind im Laufe der Jahre zum Brauch oder Ritual geworden und dienen mehr der Einstimmung auf das Fest. Denn Vorfreude ist schließlich die schönste Freude und sie will ihren Ausdruck finden.

Das Plakat

Mitte Juli entscheidet die Versammlung der Bürger und Bürgerssöhne, ob das Schützenfest überhaupt gefeiert werden soll. Fällt das Votum positiv aus, wird unmittelbar danach das Festplakat veröffentlicht. Geschäftsleute hängen es in ihre Schaufenster und Privatleute oftmals in ihrer Wohnung auf. Obwohl das Plakat seit Jahrzehnten unverändert ist, erfreut sich dieser Brauch großer Beliebtheit. Er ist ein erster Vorbote des nahenden Schützenfestes.

Die Fahne

Während Fahnen früher Orientierungspunkt für Soldaten und Truppenteile im Krieg waren, sind sie heute oftmals ein Symbol für die Gemeinschaft und ein Schmuck für die Stadt. An den Schützenfesttagen gleicht die Neusser Innenstadt einem Fahnenmeer. Das Hissen der Fahne hat sich bei vielen Schützen vom Ritual zum regelrechten Event entwickelt: Ganze Schützenzüge treffen sich, um die Festfahne aufzuziehen. In manchen Straßen ist es sogar üblich, dies mit einem Nachbarschaftsfest zu begehen. Gleiches gilt natürlich, wenn Häuser mit Lichterketten geschmückt oder Königsresidenzen mit Schildern gekennzeichnet werden.
Übrigens: In früher Zeit war es nach einem Trauerfall in der engeren Familie oftmals üblich, im sogenannten Trauerjahr nicht am Schützenfest teilzunehmen. Dann wurde auch zu den Festtagen keine Fahne aufgehängt.

Das Portmonee

Ob Fahrgeschäfte auf dem Rummelplatz, eine Currywurst auf der „Rollmopsallee“ oder eine Runde Bier für die Zugkameraden – Schützenfest kostet Geld. Deshalb muss das Portmonee gut gefüllt werden. Neuss wäre nicht Neuss, wenn es nicht auch für dieses kleine Problem eine traditionelle Lösung geben würde. Schon die kleinen „Pänz“ (Kinder) wissen es: zu Schützenfest gibt es Kirmesgeld – von den Eltern, den Großeltern, Tante und Onkel oder Oma und Opa. Sie alle lassen es sich nicht nehmen, das Taschengeld der kleinen aufzubessern. In manchen Familien endet diese Tradition übrigens weder, wenn die Kinder erwachsen werden, noch, wenn sie ihr eigenes Geld verdienen.
Viele Schützenzüge sparen aber auch das ganze Jahr über Geld an, das dann an den Festtagen ausgegeben wird. Kurz vor dem Fest trifft man sich dann zum „Löhnungsappell“, um das Ersparte auszuzahlen und mitunter auch die fleißigsten Sparer auszuzeichnen.

Die Uniform

Man munkelt, dass mancher Schütze schon im Frühsommer seine Uniform anprobiert und dann eine Fastenkur absolvieren muss, damit Ende August auch alles passt. Spätestens in der letzten Woche vor dem Schützenfest bereitet aber jeder aktive Mitmarschierer seine Uniform vor. Es wird kontrolliert, ob alles vollständig ist, denn jedes fehlende oder nicht korrekte Uniformteil kostet später Strafe. Hemden und Hosen werden gewaschen und gebügelt, Orden und Abzeichen an die Uniformjacke angesteckt, Gewehr oder Säbel hervorgeholt und poliert. Ein schmuckes Auftreten gibt es schließlich nicht ohne Anstrengungen.

Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen, steht dem fröhlichen Treiben nichts mehr entgegen. Mit den Worten eines bekannten Kirmesliedes gesagt: „Jauchzend schallt’s dann in der Rund’, jauchzend hallt’s von Mund zu Mund: Kirmes, Kirmes, du des Neussers Freud und Lust!“

Gastbeitrag für den Stadt-Kurier, 24. August 2016

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