Eltern- und Schülerproteste vor dem Rathaus, böse Briefe an die Verantwortlichen von Stadt und Rat. Die CDU steht unter Druck: Welche Schulen will sie denn nun zugunsten der dritten Gesamtschule schließen? Der Chef der Jungen Union, Ratsherr Thomas Kaumanns, ist Themenführer seiner Fraktion. Der Stadt-Kurier sprach mit ihm.
Neuss. Der Bürgermeister schlägt dem Stadtrat vor, eine dritte Gesamtschule zu errichten und sechs andere Schulen zu schließen. Zwei Grundschulen, zwei Realschulen und zwei Hauptschulen soll es demnach in Zukunft nicht mehr geben. Besonders soll die Nordstadt betroffen sein.
Der Stadt-Kurier sprach mit dem Chef der Jungen Union, Thomas Kaumanns, der als kritischer Stadtverordneter bekannt ist.
„Es ist nicht damit getan, zu diesen Plänen einfach ja oder nein zu sagen. Das wäre zu einfach, ja zu billig! Als Politiker sind wir gefordert, Argumente abzuwägen und die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Die Interessen der Schüler und Eltern sind natürlich von großer Bedeutung. Als ich mich auf dem Weg zur Fraktionssitzung im Rathaus erst einmal durch eine Horde protestierender Schülerinnen hindurchzwängen musste, wurde mir das eindrucksvoll klar“, so Kaumanns. Umfangreiche Berechnungen der Stadtverwaltung zeigten, welche Schulen wie stark frequentiert sind und wie es in den kommenden Jahren vermutlich aussehen wird. Die Anmeldezahlen an den Hauptschulen beispielsweise gingen sehr stark zurück, an manchen Grundschulen sieht es ähnlich aus. „Zahlen sind auch von Bedeutung, wenn es ums Geld geht. Denn jeder Schulstandort verursacht Kosten für Gebäude, Ausstattung und Personal. In Zeiten knapper Kassen erscheint es manchem naheliegend, dort zu sparen. Doch da wir Politiker sind und keine Manager, dürfen wir meiner Meinung nach nicht nur darauf schauen. So kann es sinnvoll sein, eine kleine Grundschule zu erhalten, weil sie die einzige in einem Stadtteil ist und die Schüler sonst weite Wege zurücklegen müssten. Oder die Mildred-Scheel-Realschule ist nur für Mädchen – und deshalb eine Besonderheit und aus meiner Sicht erhaltenswert – auch wenn das Geld kostet.“ Kaumanns ist „sehr froh“, dass für die Situation in der Nordstadt mittlerweile ein Kompromiss gelungen ist. „Die beiden Realschulen sollen erhalten bleiben, weil dort gute Arbeit geleistet wird. Gemeinsam mit einigen Fraktionskollegen habe ich in den vergangenen Wochen genau dafür gekämpft – damit der Wille einiger Eltern, ihre Kinder auf eine Gesamtschule zu schicken, nicht gegen den Willen der Eltern an diesen Schulen ausgespielt wird. Die Kinder und Eltern auf der Furth (die immerhin 40.000 Einwohner zählt) sollen vor Ort die richtige Schulform wählen können.“ Der Einrichtung einer dritten Gesamtschule wird die CDU zustimmen, so Kaumanns.