Die Kinder- und Jugendarbeit in Neuss soll sich mehr für Menschen mit Behinderung öffnen. Das möchte die CDU. Und sie schlägt vor, dafür ein Förderprogramm des Landes und der Aktion Mensch zu nutzen.
Ein Kind, das gerne an einer Sommerfahrt teilnehmen möchte, aber wegen einer Behinderung zuhause bleiben muss. Oder ein Jugendlicher, der an der Party im Jugendkeller nicht teilnehmen kann, weil er im Rollstuhl sitzt und nicht die Treppe hinunterkommt. Beides ist in Neuss, aber auch in vielen anderen Städten Realität. Beim Thema Inklusion in der Jugendarbeit gibt es Nachholbedarf, denn zuletzt war vor allem die schulische Inklusion im Fokus.
„Inklusion darf aber nicht mit dem Gong der letzten Schulstunde aufhören. Auch in der Kinder- und Jugendarbeit können Behinderungen dazu führen, dass nicht alle Kinder und Jugendlichen an den Angeboten teilnehmen können. Das möchten wir ändern“, erklärt Thomas Kaumanns (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. Für diese Mammutaufgabe braucht es neben der baulichen Barrierefreiheit auch Kompetenz, Zeit und am Ende schlichtweg Geld. „Wir möchten die Einrichtungen und Verbände der Jugendarbeit auf diesem Weg unterstützen“, so Kaumanns.
An drei Orten gibt es schon jetzt ausdrücklich inklusive Arbeit: im Jugendzentrum Allerheiligen, im Jugendbus und im HAUS. Letzteres nimmt eine Sonderrolle ein, dort wurde der Gedanke der Inklusion „nachträglich“ in ein laufendes Angebot implementiert. Die Erfahrungen dieses Projektes sind wertvoll für einen möglichen „Roll-out“. Der war schon mehrfach Thema im Jugendhilfeausschuss. Dabei wurde klar, dass es für eine Ausweitung inklusiver Arbeit eines guten Netzwerks bedarf.
„Das Förderprogramm ,Inklusion vor Ort – Das Programm für die modellhafte Förderung inklusiver Sozialräume in Nordrhein-Westfalen‘ erscheint deshalb wie geschaffen für Neuss“, freut sich Kaumanns. Mit diesem neuen Programm wollen das Sozialministerium NRW und die Aktion Mensch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen weiter voranbringen. Kommunen und gemeinnützige Organisationen sollen beispielhafte Ideen für ein Lebensumfeld zu entwickeln, in dem alle Menschen gleichberechtigt leben können. Ein Schwerpunkt des Programms ist die Vernetzung vor Ort. Vereine, Verbände, Unternehmen, Selbsthilfegruppen, Religionsgemeinschaften, Kommunalverwaltung und andere sollen gemeinsam Modelle für ein inklusives Miteinander entwickeln. Vier Modellkommunen können bis zu fünf Jahre lang gefördert werden, und zwar jeweils mit bis zu einer Million Euro.
Für die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses hat die CDU einen Antrag gestellt: Das Jugendamt soll eine gemeinnützige Organisation als Partner finden und eine Bewerbung voranbringen. Die Lebenshilfe und die Katholische Jugendagentur kämen aufgrund ihrer Erfahrungen als Partner infrage.
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