Immer mehr Spiel- und Bolzplätze müssen dem Neubau von Kitas weichen. Für die schwarz-grüne Koalition im Stadtrat ist das ein Unding. Sie will den Trend stoppen und damit in Derikum beginnen. Der Bolzplatz soll erhalten bleiben, die Stadt alternative Standorte für die Kita finden.
Geht es nach dem Willen der Stadtverwaltung, so soll in diesem Jahr bereits der vierte Spiel- oder Bolzplatz einer Kita weichen. Kürzlich erst gab es auf der Furth Ärger, weil der Bolzplatz am Nordbad einer provisorischen Kita Platz machen musste. Noch immer ist dafür kein Ersatz gefunden. Versuche von Schwarz-Grün, an der benachbarten Sportanlage einen neuen Bolzplatz zu errichten, wurden von der Verwaltung mit Hinweis auf angebliche Lärmschutzprobleme zunichte gemacht.
Der neueste Konflikt entwickelt sich in Derikum. Dort soll der Bolzplatz an der Lahnstraße aufgegeben werden, auf dem Grundstück eine Kita entstehen. Der Bolzplatz ist der einzige richtig ausgebaute und öffentlich zugängliche im ganzen Stadtteil. Er wird von der benachbarten Schule genutzt und auch nachmittags oft bespielt. Michael Klinkicht, Vorsitzender des Bezirksausschusses Norf und die Stadtverordnete von Derikum, Waltraud Beyen, setzen sich für den Erhalt ein. „Die Spielmöglichkeiten in Derikum sind ohnehin knapp, wir brauchen diesen Bolzplatz“, so Klinkicht. Außerdem verweist er darauf, dass im benachbarten Norf bereits zwei neue Kitas in Planung sind. Der Bedarf für eine weitere Kita im Stadtteil müsse erst einmal nachgewiesen werden. Was Klinkicht besonders ärgert: Ein örtlicher Lebensmittelmarkt hatte ein Grundstück für den Bau einer Kita angeboten. Doch im Rathaus ignoriert man diese Alternative, will anscheinend auf das Grundstück zugreifen, das bereits der Stadt gehört.
Waltraud Beyen betont, wie wichtig ausreichend Bewegung für Kinder ist: „Viele Studien sagen, das Kinder Bewegung brauchen und dadurch vieles lernen. Da ist es das falsche Signal, den einzigen Bolzplatz im Stadtteil aufzugeben. Kinder brauchen Platz!“. Für Susanne Benary (Grüne), die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, ist deshalb wichtig, dass in Zukunft eine ganzheitliche Stadtplanung erfolgt, in der Kitas und Spielflächen gleichermaßen Berücksichtigung finden. „Es ist ein Unding, wenn verschiedene Interessen von Kindern gegeneinander ausgespielt werden.“
Der jugendpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Kaumanns, fordert eine stärkere Einbindung der Bürger: „Das Rathaus versucht, Fakten zu schaffen, ohne die Bürger vor Ort und die politischen Gremien durch einen Beschluss zu beteiligen. Wenn ein Bolzplatz aufgegeben wird, so muss das im Jugendhilfeausschuss bewilligt werden, so wie wir auch über Neubau und Sanierung entscheiden.“
Einen solchen Beschluss gibt es bisher nicht. Deshalb will die Koalition die Baupläne stoppen und die Stadt auf einen alternativen Standort verpflichten.