Der Donnerstagabend ist bei Thomas Kaumanns für die Orchesterprobe reserviert. Seit der CDU-Stadtverordnete nach rund 20-jähriger Pause seine Trompete entstaubt und sich einem Musikverein angeschlossen hat, gehört ein Abend in der Woche der Musik. „Handy aus und drei Stunden nur Musik – das genieße ich als Ausgleich zu Arbeit und Alltag“, so Kaumanns. Auch Konzerte und Auftritte bei Schützenfesten bereiten ihm Freude.
Musizieren ist nicht nur ein schönes Hobby, sondern wichtiger Bestandteil der Persönlichkeitsbildung. Musik verbessert die Konzentrationsfähigkeit, die Sprache bei kleinen Kindern und auch die Fähigkeit, sich emotional auszudrücken oder kreativ zu sein. Das Spiel in einem Ensemble oder Orchester hilft jungen Menschen, soziale Fähigkeiten auszubilden.
Deshalb ist für die CDU in Neuss klar: Alle Kinder sollen ein Instrument lernen können. Doch die Kapazität der städtischen Musikschule reicht dafür nicht aus. Allein in diesem Jahr stehen rund 250 junge Menschen auf der Warteliste, haben keinen Platz bekommen. Dazu gehören im Herbst etwa 71 Kinder, die gerne Klavier lernen würden, 20 Kinder, sie Gesangsunterricht nehmen möchten, und 13 Kinder, die Schlagzeug spielen möchten.
Die CDU will nun die Kapazität der Musikschule erhöhen. Dazu soll einerseits das Personal aufgestockt werden, andererseits hat die CDU aber auch eine Fülle von Ideen, um den gestiegenen Lehrerbedarf zu decken. Dazu gehört etwa die stundenweise Reaktivierung von Lehrkräften im Ruhestand, bei selten nachgefragten Instrumenten ein „Job-Sharing“ mit Musikschulen benachbarter Städte oder die Einrichtung einer Musikunterrichtsbörse („Flohmarkt“) zur Vermittlung an private Lehrkräfte, wenn einzelne Instrumente oder Fächer an der städtischen Musikschule ausgebucht sind.
„Die Neusser Musikschule ist ein Erfolgsmodell“, sagt Kaumanns, der einst selbst dort Schüler war. „Wir wollen, dass noch mehr Kinder und Jugendliche in den Genuss einer musikalischen Ausbildung kommen können.“ Und zwar ohne Wartezeit, denn wenn eine Zusage ein oder zwei Jahre auf sich warten lässt, hat mancher das Interesse an der Musik schon wieder verloren.
Eine erste Hürde hat das Ansinnen der CDU bereits genommen: Der Schulausschuss beschloss einstimmig eine Prüfung der Vorschläge. Abschließend entscheiden wird im nächsten Monat der Finanzausschuss. Ein Großteil der Musikschulkosten wird durch Landesmittel und Teilnahmegebühren refinanziert, nur einen Teil muss die Stadt aufbringen.