Neuss braucht dringend mehr Kitas. Das fordert die CDU mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Ein Baustopp, wie ihn Bürgermeister Breuer angedroht hat, wäre kontraproduktiv und würde den Ruf als familienfreundliche Stadt gefährden.
„Schon jetzt hinkt Neuss dem Betreuungsbedarf der Familien deutlich hinterher“, stellt Thomas Kaumanns, stellvertretender Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses fest. „Jedes sechste Kind unter drei Jahren kann nicht in die Kita oder zur Tagesmutter gehen. Es fehlen rund 400 Plätze. Oder mit anderen Worten: neun Kitas!“ Und dabei sind Kinder, die aus der Ukraine nach Neuss kommen und in die Kita gehen, noch nicht eingerechnet.
Hinter jedem Kind stehe eine Familie mit ihrem Schicksal, betont Kaumanns. Bei den einen sei der rechtzeitige Wiedereinstieg in den Beruf gefährdet, bei den anderen gerate vielleicht die Finanzierung des Häuschens aus den Fugen. Diese Anliegen der Familien nimmt die CDU ernst. „Neuss soll eine familienfreundliche Stadt sein. Wir wollen den Anspruch der Eltern auf gute und wohnortnahe Betreuung erfüllen“, so Kaumanns.
In den vergangenen zehn Jahren hat die Stadt Neuss viele neue Kitas gebaut und damit zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen. Doch das Tempo des Ausbaus ist zum Erliegen gekommen. Im kommenden Kitajahr geht keine einzige neue Kita an den Start. Das liegt vor allem – und das sagt auch das Jugendamt immer wieder – an Verzögerungen bei Bau. Neubauten werden später als geplant fertig; und oft fehlen Flächen mit Baurecht.
Die Personalsituation ist hingegen nicht so schlimm, wie vom Bürgermeister dargestellt. Die meisten Kitas, vor allem die in Neuss bewährten Träger, finden aktuell noch genug Personal. Das ist nicht immer einfach, aber die Träger bekommen es hin. Sonst hätten sich für eine neue Kita in Norf nicht sechs Interessenten beworben. Abseits dessen gibt es Einzelfälle, die man genauer betrachten muss. „Es ist nicht fair, den Trägern den ,Schwarzen Peter‘ für fehlende Kitaplätze zuzuschieben“, sagt Kaumanns. „Vor allem aber darf die angespannte Personalsituation nicht vorgeschoben werden, um das langsame Tempo beim Bauen zu kaschieren.“ Seine Forderung lautet „Bauen, bauen, bauen. Denn es werden weiterhin viele Kinder geboren und wir sind weit davon entfernt, den Bedarf zu decken. Die Stadt muss jetzt den Kita-Turbo zünden!“