Der Heilige Quirinus ist zweifellos ein Star unserer Stadt. Nahezu alle Neusser kennen ihn und viele verehren ihn als Stadtpatron – und das auch in einer Zeit, in der Glaube und Kirche an Bedeutung verlieren. In der vergangenen Woche sind wieder unzählige Menschen zur Basilika St. Quirin gepilgert und haben an der Quirinus-Wallfahrt, vor allem an der festlichen Prozession am Sonntagabend teilgenommen.
Quirinus ist der Patron der Stadt Neuss. Doch was bedeutet eigentlich der Begriff Patron genau? Das lateinische Wort patronus ist eng mit dem Wort pater (Vater) verwandt. Wie ein Vater auf seine Familie aufpasst, so ist der Patron Verteidiger und Beschützer derjenigen, die ihm anvertraut sind. Viele Kirchen und Pfarrgemeinden, Städte und Länder, Vereine oder Berufsgruppen haben sich einen Heiligen zum Patron erwählt. Dem katholischen Glauben nach sind Heilige besonders nah bei Gott. Sie werden deshalb als Fürsprecher angerufen; mit anderen Worten: sie sollen bei Gott ein gutes Wort einlegen. Auf diese Weise ist Quirinus also der Beschützer der Stadt Neuss.
Doch wir haben nicht nur Quirinus, unseren Beschützer im Himmel. Auch hier und heute gibt es viele Menschen, die sich um Neuss kümmern, die unsere Stadt und uns beschützen. Sie verdienen es, ebenfalls Stadtpatrone genannt zu werden. Sie sind Stadtpatrone von heute. Viele von ihnen arbeiten im Stillen und Verborgenen. Es gibt keine Denkmäler für sie, es werden keine Prozessionen für sie veranstaltet. Und Straßen oder Schulen werden auch nicht nach ihnen benannt. Oftmals stehen sie nicht einmal in der Zeitung. Und doch sind sie für uns da und ein Grund dafür, dass unsere Stadt lebenswert bleibt.
Deshalb möchte ich aus Anlass des Quirinusfestes 2017 die Stadtpatrone von heute in den Blick nehmen und ihnen besonders Dank sagen. Stellvertretend für alle nenne ich diejenigen, die für unsere Sicherheit sorgen oder uns an Leib und Leben beschützen: die Polizisten und Ordnungskräfte, die Feuerwehrleute und den Katastrophenschutz, die Notärzte und Rettungsdienste sowie die Wasserwacht und das technische Hilfswerk. Rund um die Uhr sind sie für uns im Dienst. Weder Wind und Wetter noch Feiertage und Feste halten sie davon ab. Oft sind sie im Einsatz mit Extremsituationen konfrontiert, mit Unfällen, Leid und Tod. Und als ob das noch nicht genug wäre, werden ihnen immer öfter Steine in den Weg gelegt: von Schaulustigen, die ihre Arbeit behindern; und von Gewalttätigen, die sie beleidigen oder gar tätlich angreifen. Dafür fehlt mir jedes Verständnis.
Wir alle sollten den Stadtpatronen von heute dankbar sein und ihnen Respekt zollen, denn ohne sie wäre unsere Stadt ärmer. Und ohne sie könnten wir nicht in Freiheit und Sicherheit leben. Dankbar sein und Respekt zeigen, das kann man übrigens nicht nur mit einem Artikel in der Zeitung, sondern auch mit einem einfachen „Dankeschön“ oder „Guten Tag“, wenn man den Stadtpatronen von heute begegnet.