Die Junge Union Neuss ruft dazu auf, den Standort Neuss neu zu definieren. Unter dem Motto „Standortfaktor Neuss – ein Zwischenruf“ hat der Vorstand einstimmig ein Impulspapier beschlossen, das auch eine Reaktion auf Interview-Äußerungen des früheren CDU-Vorsitzenden Dr. Heinz-Günther Hüsch ist. Dieser hatte moniert, dass Neuss seine Potenziale im Wettbewerb mit anderen Städten nicht nutze.
Das Rheinland, so der CDU-Nachwuchs, sei eine boomende Region. Die Stadt Neuss müsse für sich definieren, welche Rolle sie einnehmen und welches Profil sie sich erarbeiten wolle. Mit Heinz-Günther Hüsch ist die einer Meinung, dass Neuss gegenüber anderen Städten an Boden verliert. „Düsseldorf hat den Kö-Bogen als städtebauliches Highlight, Mönchengladbach entwickelt sich planerisch und wirtschaftlich rasant, in Xanten boomt der archäologische Park. Was hat Neuss zu bieten? Jedenfalls mehr als das Schützenfest und die Skihalle. Das müssen wir stärker herausarbeiten“, so der JU-Vorsitzende Jean Heidbüchel. Oft genug seien es nur diese beiden Stichwörter, die man von Fremden über Neuss höre.
„Natürlich müssen wir zuerst unsere lokalen Stärken betonen. Dazu zählen der Gemeinsinn und die Wirtschaftskraft. Beides müssen wir weiter fördern, wenn auch unter geänderten Rahmenbedingungen“, so Thomas Kaumanns, Stadtverordneter aus den Reihen der JU und an dem Positionspapier beteiligt. „Unser historisches Erbe ist bedeutend, muss aber besser präsentiert werden“, fordert JU-Chef Heidbüchel. Die aktuelle Diskussion um ein Erlebnisgelände am Clemens-Sels-Museum – dessen Realisierung droht an Einwänden zu scheitern – zeige, wie schwer es gute Ideen in Neuss hätten. Auch der zögerliche Umgang mit dem Niedergermanischen Limes, der bald Kulturerbe werde, sei eher ein Zeichen von Kleinlichkeit als von mutigem Vorangehen.
Über die bisherigen Stärken hinaus müsse Neuss aber auch eine Vision entwickeln, wo es etwa in 20 Jahren in der Region und darüber hinaus stehen wolle. Städtebauliche Vorstellungen, die Ausrichtung von Handel und Tourismus und weitere Standortfaktoren wie Kultur oder Sport müssten neu definiert werden. Ein großes innovatives Thema könne hinzukommen „Wie wäre es etwa mit den Zielen, die digital-innovativste oder familienfreundlichste Stadt Deutschlands zu werden?“ fragt Kaumanns.
Die Junge Union sieht die gesamte Stadtgesellschaft an der Reihe, ein neues Leitbild zu entwickeln. „Wir werden uns an dieser Debatte gerne fleißig beteiligen“, kündigt Heidbüchel die Mitwirkung des CDU-Nachwuchses an. Der erste Schritt dazu müsse jedoch aus dem Rathaus kommen. „Dazu muss das Stadtmarketing im Rathaus strategisch neu aufgestellt werden. Während bisher vor allem die Stärkung der Innenstadt im Fokus steht, sollte es in Zukunft ganzheitlich darum gehen, Neuss zu positionieren – und das weit über die Stadtgrenzen hinaus“, fordert Kaumanns.