Wir müssen über die Neusser Innenstadt reden!

2023 war ein „annus horribilis“, ein schreckliches Jahr, für die Neusser Innenstadt. Im Juni hat der Kaufhof für immer seine Türen geschlossen, mehrere Läden im Umfeld taten es ihm gleich. Und damit noch nicht genug: Politische Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre werden immer deutlicher sichtbar.

Die Innenstadt im Niedergang

Wer regelmäßig durch die City geht, sieht es: Händler und Kunden sind gegangen, Verödung, Verfall und Vandalismus gekommen. Nicht nur, aber vor allem ist das auf der Sebastianusstraße sichtbar, die zusätzlich unter den Folgen eines „Verkehrsversuches“ leidet: Dreckige Bänke, beschmierte Poller und ein ausgefranzter „Straßenteppich“ – der Niedergang steht der Straße ins Gesicht geschrieben.

Nun wird jemand einwenden: Es haben doch auch neue Läden eröffnet. Richtig – doch einzelne Neueröffnungen in Randlagen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Innenstadt in einer ernsthaften Krise ist. Die Schließung des Kaufhofs war der letzte Weckruf! Jetzt ist Handeln gefordert!

Was ist bisher passiert?

Die Stadtverwaltung wird anscheinend zum Immobilien-Mogul, hat die Post am Hauptbahnhof gekauft und wird wohl auch den alten Kaufhof erwerben – um Handlungsfähigkeit zu sichern, wie es offiziell heißt. Falsch ist das sicher nicht. Aber was nützt Handlungsfähigkeit, wenn man nicht auch handelt? Immobilienkäufe allein sind jedenfalls nicht ausreichend.

Immerzu werden Forderungen nach Erreichbarkeit, Sicherheit und Sauberkeit laut. Mit Recht. Aber glaubt irgendjemand ernsthaft, dass mit ein paar Parkplätzen oder Fahrradständern, mit Lichtinstallationen und Bäumen die Kunden zurückkommen? All das bleibt am Ende pure Kosmetik – und die nützt einem sterbenden Patienten nicht mehr.

Ganz tollkühne Optimisten sehen die Landesgartenschau 2026 als Silberstreif am Horizont. Ja, vielleicht wird mancher Besucher den Weg in die Innenstadt finden. Aber die LAGA dauert nur ein halbes Jahr und wird kaum dauerhaft wirken. Außerdem: erstmal zwei Jahre abwarten wäre fatal.

Es ist Zeit, groß zu denken. Größer als bisher. Was soll in Zukunft Menschen, die Geld ausgeben können und wollen, in die Neusser Innenstadt locken?

Einzigartigkeit

Eine Innenstadt, die Kunden anlocken will, muss besonders und einzigartig sein. Einkaufen muss zu einem Erlebnis, zum Event werden!

Fast alle Experten für Innenstadtentwicklung sagen: Städte müssen ein Profil entwickeln, einen Schwerpunkt bilden, ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Sozusagen eine Überschrift, der sich alles Handeln unterordnet. Das heißt: Schluss mit dem „Gemischtwarenladen“, alles auf eine Karte setzen. Das bedeutet auch: Mut zur Lücke! Man kann es nicht jedem recht machen.

Dafür braucht es vor allem eins: Unternehmergeist! Innovative Ideen, Mut und Risikobereitschaft, Leidenschaft und agiles Handeln, Investitionen und vielleicht auch einen langen Atem, bis sich Erfolg einstellt.

Nun stellt sich die Frage: Womit kann Neuss ein Profil bilden, sich von den benachbarten Großstädten abgrenzen, Kunden aus dem „Speckgürtel“ anlocken?

Neuss – Einkaufsparadies für Familien?!

Wie wäre es, wenn Neuss ganz gezielt auf Familien setzen würde? Auf Familien aus Neuss, einer kinderreichen Stadt? Natürlich auch Familien aus dem Umland, denen Düsseldorf und Köln zu groß und voll sind? Und die in kleineren Städten kaum noch interessante Angebote finden?

Nur stichwortartig einige konkrete Ideen: gezielte Ansiedlung von Läden (z.B. mit Spielwaren, Kinderkleidung, Kinderwagen etc.), familienfreundliche Cafés und Restaurants, Spielplätze in der Innenstadt, attraktive Plätze zum Verweilen, gute Erreichbarkeit auch mit dem Kinderwagen, Kinderbetreuung während der Einkaufszeiten, Veranstaltungen wie zum Beispiel Hüpfburg-Parks, thematische Messen und Ausstellungen uvm. Ich bin mir sicher: Mit ein wenig Gehirnschmalz lassen sich noch viel mehr Ideen finden.

Was jetzt zu tun ist

2023 war ein schreckliches Jahr, 2024 muss zum Jahr des Aufschwungs werden:

  • Neuss braucht eine politische Entscheidung, in welche Richtung es gehen soll.
  • Dann müssen sich alle Akteure – Politik und Verwaltung, Stadtmarketing, Handel und Unternehmer, Eigentümer und Nutzer zusammensetzen. Nur ein ganz großes Bündnis kann erfolgreich an der Zukunft der Innenstadt arbeiten.
  • Und schlussendlich heißt es: Ärmel hochkrempeln, an die Arbeit!

Und übrigens: Fördermittel von Bund und Land stehen bereit – und zwar nicht nur für Bäume oder Bänke. Sie müssen nur mit guten Konzepten abgerufen werden.

Hinweis: Dieser Beitrag ist die persönliche Meinung von Thomas Kaumanns und nicht unbedingt die offizielle Meinung der CDU Neuss.

3 Gedanken zu „Wir müssen über die Neusser Innenstadt reden!“

  1. Bei steigenden Umsatzzahlen ist doch die Frage ob man noch soviele Geschäfte braucht. Ist die Krefelder Straße als Einkaufsstraße noch sinnvoll? Es wird Wohnraum gebraucht. Sollte die Einkaufsstraße erst ab Hafenstraße anfangen? Ähnlich an der Oberstraße. Händler werden sich nicht halten. Es müssen Handwerker her die Online nicht zu ersetzen sind.

  2. Klasse, dass sich Gedanken gemacht wird, denn Neuss verfällt total und wird zusehens unattraktiver…. Der Dreck nimmt immens zu, was für mich persönlich ein großes THEMA ist, ebenso wie die komplette Überfremdung. Gefühlt – für mich – entwickelt sich Neuss zu Kreuzberg II ( auch wenns aktuell niemand hören will)! Und attraktiv ist diese Stadt schon lange nicht mehr… eigentlich nur noch dreckig, laut und überfremdet!

  3. Ich finde, Ihre Ideen treffen den Nagel auf den Kopf. Ich befürchte aber, dass es mit der Neusser City weiter bergab geht, da ich diese Innovationkraft und den Innovationswillen bei den Entscheidern nicht sehe. Um halb sieben sind in Neuss die Bordsteine hochgeklappt. Das war vor 30 Jahren schon so, und Besserung ist nicht in Sicht. Hinzufügen möchte ich noch den Sicherheitsaspekt: Sobald es dunkel ist, treiben sich in der City seltsame Gestalten herum. Das Stück ehemaliger MCDonald‘s bis Hauptbahnhof traue ich mich im Dunklen mittlerweile nicht mehr zu Fuß zu gehen: Drogendealer, Vandalen und größere Gruppen von herumlungernden Ausländern halten mich davon ab. Nicht missverstehen: Ich hab‘ prinzipiell überhaupt nichts gegen Ausländer. Aber was sich so alles in dem besagten Straßenbereich einfindet, ist alles andere als einladend. Pöbeleien, Tritte gegen Mülleimer, gebrauchte Spritzen liegen lassen etc. pp. scheint diesen Leuten im Blut zu liegen. Ich würde mir mehr Polizeipräsenz dort wünschen.

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