Franz Gielen – vor 150 Jahren geboren

Die Gielenstraße ist wohl eine der am stärksten befahrenen Straßen in der Neusser Innenstadt. Über ihren Namensgeber wissen die Neusser wenig, doch seine Verdienste um die Stadt waren groß. Franz Gielen wurde heute vor genau 150 Jahren geboren.

Albert Bernard Franz Gielen kam am 27. September 1867 in Aachen auf die Welt und verbrachte dort den Großteil seiner Kindheit und Jugend. Nach dem Abitur in Bremen studierte er zunächst in Aachen und Bonn Chemie und dann in Bonn und Straßburg Jura, absolvierte anschließend den Wehrdienst. Im Anschluss an seine juristischen Ausbildung arbeitete Gielen zunächst einige wenige Jahre als Beigeordneter in Münster, wurde aber alsbald – am 29. Oktober 1901 – zum Oberbürgermeister von Neuss gewählt.

Gielen, der tief im rheinischen Katholizismus verwurzelt war, konnte sich in diesem Amt auf eine bürgerlich-katholische Mehrheit der Zentrumspartei im Stadtrat stützen, mit der er viele wichtige Grundlagen für die Entwicklung eines modernen Gemeinwesens und den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt Neuss schuf.
In seine Amtszeit fallen bedeutende Infrastrukturmaßnahmen wie die Errichtung des ersten Elektrizitätswerks, der Bau der Kanalisation und die Eröffnung des modernen Hafens sowie der Ring- und Hafenbahn. Gielen trieb die Ansiedlung von Industrie im Hafengebiet voran und betrieb eine nachhaltige Grundstücks- und Finanzpolitik, die der Stadt half, die Krisenjahre des Ersten Weltkriegs zu überstehen. Er unterstützte die Errichtung des heutigen Lukas-Krankenhauses ebenso wie den Bau von Wohnungen für die Arbeiterschaft. Auch zahlreiche neue Schulgebäude entstanden in seiner Amtszeit.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt Gielens war die Neuordnung der kommunalen Grenzen. Es gelang ihm, das Stadtgebiet durch Eingemeindung von angrenzenden Orten zu vergrößern und zugleich Ambitionen Düsseldorfs auf das linke Rheinufer abzuwehren. Im Jahr 1913 nutzte der Politiker die Möglichkeit, Neuss mit seinen über 40.000 Einwohnern aus dem Landkreis zu lösen und wurde so der erste Neusser Oberbürgermeister.

Ab 1920 bis 1930 war Gielen schließlich Oberbürgermeister München-Gladbachs, zuletzt auch für die zusammengeschlossenen Städte Gladbach und Rheydt zuständig. Es gelang ihm dort, den Zusammenschluss der Stadtteile erfolgreich zu gestalten.

Franz Gielen war auch über die Grenzen seiner Städte hinaus tätig. So engagierte er sich unter anderem auf verschiedenen Ebenen des Städtetages und im Vorstand des Volksvereins für das katholische Deutschland. Eng befreundet war er mit seinem Kölner Amtskollegen Konrad Adenauer.

Der rheinische geprägte Politiker galt als Meister der Beziehungspflege, nutzte etwa zahlreiche Kontakte im Kartellverband der katholischen Studentenvereine (KV). Sein privates Glück fand er, als er 1899 seine Frau Berta, geborene Hoffsümmer, aus Düren heiratete. Mit ihr bekam er fünf Söhne und eine Tochter.

Am 7. Februar 1947 starb Gielen in Köln, wo er seinen Altersruhesitz bezogen hatte. Beerdigt wurde er jedoch auf dem Neusser Hauptfriedhof.

Die Gielenstraße erhielt im August 1949 ihren heutigen Namen. Zuvor hieß sie ab 1945 Franz-Gielen-Straße, davor seit 1926 Eupener Straße.

Schreibe einen Kommentar